digitaler Langwellen-Sender
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Seit einigen Jahren ist Funkamateuren auch ein Band im Langwellen-Bereich
zugewiesen. Das Band reicht von 135,7 kHz bis 137,8 kHz ist also nicht
allzu breit. Deswegen sind auch nur schmalbandige Betriebsarten wie CW
und verschiedene Digimodes zugelassen. Die zugelassene abgestrahlte Leistung
beträgt 1W. Aufgrund der großen Wellenlänge von 2,2 km
ist es aber für die meisten Amateure nicht möglich effiziente
Antennen aufzubauen, üblicherweise beträgt die Effizienz maximal
0,1%. Man benötigt somit sehr leistungsstarke Sender um die vom Gesetz
mögliche Strahlleistung auszuschöpfen.
Glücklicherweise ist es mit moderen Halbleitern ohne Weiteres möglich
HF-Leistungen von einigen Hundert Watt zu erzeugen. Zumal bei den meisten
benützten Betriebsarten keine Linearverstärker benötigt
werden.
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Aufbau:
Der im folgenden beschriebene Sender erzeugt mit einer einfachen Gegentakt-Schaltstufe
Leistungen bis zu 500 W. Mehr Aufwand wurde beim Oszillator getrieben.
Die angestrebten, zum Teil extrem schmalbandigen Betriebsarten erforden
ein sehr stabile Frequenz die sich in feinen Schritten einstellen läßt.
Deshalb wurde zur Frequenzerzeugung ein DDS-Baustein verwendet. Dieser
erzeugt auf rein digitalem Weg eine Frequenz die deren Stabilität
nur von dem verwendeten Clock-Oszillator abhängt. Bei einer Clock-Frequenz
von 10 MHz beträgt die minimale Schrittweite der Einstellung 0,0023
Hz.
Als Clockoszillator wird ein temperaturkompensierter Quarzoszillator b.z.w.
ein Rubidiumfrequenznormal verwendet sodass einer sehr hohe Stabiltät
der Frequenz erreicht wird. Die gesamten Steuerungs- und Anzeigefunktionen
übernimmt ein Arduino Nano.
Im DDS wird die doppelte Sendegrequenz erzeugt und durch einen folgenden
D-Flipflop wieder halbiert. So erhält man zwei symetrische Rechteckspannungen
zu Ansteuerung der Gegentaktendstufe. Als Treiber dient ein Baustein IR2110,
Die Endstufenfets sind vom Typ W14NK60Z. Die Fets sind auf einem, durch
einen Lüfter gekühlten Kühlkörper befestigt. Auf die
Enstufe folgt ein Tiefpass. der die Oberwellen unterdrückt, vorallem
die 3.Harmonische ist aufgrund des Gegentaktbetriebs stark ausgeprägt.
Wie der Endstufenübertrager sind die Spulen des Tiefpasses auf große
Ringkern aus dem Ferritmaterial N30 gewickelt.Die Auskopplung des HF-Energie
erfolgt über eine N-Buchse.
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Im Sender hinten links ist
das Rubidiumnormal von Efratom zu sehen. Es erzeugt, wie auch der
TCXO die 10 MHz Clockfrequenz für den DDS-Baustein HP9850. Vorn
links die Steuerplatine mit Arduino und DDS. In der Mitte die Enstufe
mit Kühlkörper, dahinter die Ringkerne des Ausgangsübertragers
und der Spulen des Tiefpasses. Rechts das Netzteil. Der große
Trafo hinten versorgt die Endstufe. Davor der kleiner Trafo für
die Vorstufen. |
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Wird der Sender allein betrieben kann mittels
Taste in normaler Telegrafie gesendet werden. Beim Betrieb zusammen mit
einem PC können auch QRSS, DFCW und SlowHell gefahren
werden. |
QRSS: Bei QRSS werden einfach die Zeiten
drastisch velängert. Ein Punkt des Morsealphabets kann bis zu einigen
Minuten lang sein, die Striche entsprechend länger. So wird die Bandbreite
reduziert und durch Mittelung im Empfänger wird das Signalrauschverhältniss
gesteigert. Natürlich dauert ein einfaches QSO dann auch sehr lange,
bis zu mehreren Stunden. |
DFCW: Auch DFCW arbeitet mit längeren
Zeiten. Aber hier dauern Striche und Punkte gleich lang, werden aber mit
einer unterschiedlichen Frequenz gesendet. DFCW ähnelt somit der altbekannten
Betriebsart RTTY, nur sind hier die Zeiten stark verlängert und die
Frequenzumtastung beträgt nur wenige Hertz und weniger. |
SlowHell: SlowHell arbeitet wie das normale Hell aber mit
reduzierter Geschwindigkeit und damit reduzierter Bandbreite. Die
zu übertragenden Zeichen werden in ein Raster zerlegt und die
Rasterpunkte gesendet. Im Empfänger werden die Punkte wieder
zu einem Zeichen zusammen gesetzt, ähnlich wie bei einer Fax-Übertragung.
Der Gewinn bei diesem Verfahren ist die Fähigkeit des Auges,
b.z.w. des Gehirns Strukturen zu erkennen und zu vervollständigen
auch wenn diese unvollständig sind. Auch wenn einige Rasterpunkte
eines Zeichens aufgrund von Störungen nicht richtig übertragen
wurden kann man trotzdem das gesendete Zeichen oft erkennen.
Von den vielen möglichen Hell-Modi wird hier mit S/MT-Hell gearbeitet.
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Bei allen genannten Betriebsarten wird die Bandbreite
der Übertragung stark reduziert und so ein Gewinn im Signalrauschverhältniss
erreicht. Auch bei nur wenigen Zeichen dauert die Übertragung sehr
lange, deshalb ist es wichtig dass die Frequenz des Senders stabil bleibt
und nur wenig driftet. Für den Empfang der Sendungen werden Computerprogramme
verwendet z.B. >Spectrum
Lab<. In der Wasserfalldarstellung des Spektrums kann man direkt
die Zeichen lesen, ideal auch für Amateure die garnicht oder nur schlecht
morsen können. Allerdings lehnen manche Amateure solche Computer gestützten
Betriebsarten ab "Wir sind Funker und keine Programmierer". |
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Das Bild zeigt einen Screenshot von Spectrumlab mit den beiden Betriebsarten
DFCW und QRSS, man sieht, die Sendung in QRSS dauert etwas länger
als in DFCW |
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Der Screenshot einer Testsendung in S/MT-Hell.
Im unteren Bild wurde das Signal stark abgeschwächt. Man sieht
das der Text trotz des starken Rauschens noch ganz gut erkennbar ist.
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Ein großes Problem beim Langwellen-Funkverkehr ist die Antenne,
die in den allermeisten Fällen wesentlich kleiner als die Wellenlänge
von etwa 2,2 km ist. Während man im Empfangsbetrieb auf "magnetische
Antennen" wie Rahmen- oder Feritantennen zurückgreifen kann
ist das im Sendebetrieb nicht möglich. Die nötigen hohen
Ströme würden durch Skin- und Proximityeffekt große
Verluste bewirken. Was bleibt ist eine Langdrahtantenne, in diesem
Fall eine elektrisch sehr kurze Antenne. Die Antenne wird mit einer
Induktivität elektrisch verlängert und in Resonanz gebracht.
Die Kapazität eines freien Leiters ist klein und beträgt
etwa 7pF/m, sodass ziemlich große Induktivitäten gebraucht
werden. Für eine 10m lange Antenne (77pF) sind das 17 mH. Für
eine möglichst verlustarme Spule werden die Abmessungen ziemlich
groß.
Für den ersten Versuch wurde die Antennenspule mit 1 mm CuL Draht
auf ein gerade vorhandenes Plexiglasrohr von 200 mm Durchmesser mit
insgesamt 192 Windungen gewickelt. Die Spule ist als Variometer ausgeführt.
Das heißt im Inneren der Spule befindet sich eine drehbar gelagerte
zweite Spule mit 130 mm Durchmesser und 100 Wicklungen CuL Draht.
Die gemessene Induktivität beträgt 8 mH, die Eigenkapazität
16 pF bei einer Variometerstellung von 0°. Bei einer Stellung
von 90° kommt man auf
6 mH. Rechts ein Bild des Antennenvariometers, innere Spule in 90°
Stellung. Der 9V Block dient zum Größenvergleich.
Man sieht das die Spule leider zu klein ist. Für eine Antennenkapazität
von 80 pF benötigt man eine Spule mit mindestens 14 mH. Mit einer
weiteren, aufgesetzten Spule mit 193 Wicklung einem Durchmesser von
200 mm und einer Länge von 210 mm kommt man auf 16.4 mH.
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Der AL-Wert der Spule beträgt 16 mH / 385 Wdg = 0,0415 mH / Wdg.
Um auf die gewünschte Frequenz von 136 kHz zu kommen müssen demnach
noch etwa 36 Wicklungen zugegeben werden, gewickelt wurden 50 Wicklungen,
in der Hoffung dann mit dem Variometer über das gesamte Band. von 135,7
bis 137,8 kHz abstimmen zu können. Als Antennenträger wird eine
Angelrute, eine sogenannte Stipprute verwendet. Solche Rute gibt es in sehr
langer Ausführung. Die verwendete Rute von Mitchell, Carpodrom 1100
hat eine Länge von 11 Meter wiegt nur etwa 1 kg und ist trotz ihrer
Länge relativ steif. Das liegt an der Verwendung von Kohlefasern für
den Aufbau. In wie weit die Leitfähigkeit der Fasern stört muss
noch getestet werden, ein DC-Widerstand konnte jedenfalls nicht gemessen
werden.
Die Dachkapazität sollte nicht zu schwer sein, dagegen spielt die Windlast
keine Rolle da die Antenne nur kurzzeitig aufgestellt werden soll. Die Kapazität
besteht aus acht Buchenholzstäben die wie Speichen in einer Holzscheibe
stecken die wiederum auf dem obersten Element der Rute steckt. Die Stäbe
sind in weiten Windungen in Klingeldraht umwickelt dessen Enden an der zentralen
Scheibe zusammen gelötet sind. An diesem Punkt ist der vertikale Antennendraht
angeschlossen.
Das rechte Bild zeigt den versuchsweisen Aufbau der Antenne.bei leichtem
Wind. Es ist schon erstaunlich wie steif das Carbonrohr ist. Zufälligerweise
passt die Angelrute auch genau in den Sonnenschirmständer. |
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Am oberen Ende der Spule entstehen
bei Resonanz ziemlich hohe Spannungen. Schon die Leistung ( ~ 2,2
Watt) des zum Messen verwendeten Frequenzgenerators reicht aus die
Testkapazitäten (Philips Tauchtrimmer) durchschlagen zu lassen.
Beim Anschluss des Senders muss man deshalb sehr vorsichtig sein.
Am Besten man versorgt erst mal die Endstufen mit einem externen Netzgerät
das man langsam hochfährt.
Links ein Blick in den Sockel der Spule. Dort ist die Antriebsachse
des Seilzuggetriebes zur Verstellung der drehbaren Spule. Es empfielt
sich nicht direkt an der Achse der Spule zu manipulieren. Die Verstimmung
durch die Annäherung der Hand ist ziemlich groß. Ebenfalls
im Sockel ist das Sende/Empfangs-Relais untergebracht.
Ebenfalls im Sockel ist das Sende/Empfangs-Relais (links oben) untergebracht.
Auf der rechten Seite, in einer Abschirmbox ist der RX-Vorverstäker
untergebracht. Das HF-Relais wird vom Vorverstärker gesteuert.
Sobald dieser Spannung erhält schaltet das Relais die Antenne
auf den Vorverstärker.
Durch Messung der Resonanzfrequenz der Spule mit verschiedenen Parallelkapazitäten
können sowohl die Induktivität wie auch die Eigenkapazität
bestimmt werden.
Die Induktivität der Spule beträgt ~ 16 mH bei einer
Eigenkapazität von ~ 13 pF. Aus diesen Werten kann die
Antennenkapazität von ~ 66 pF berechnet werden. Dieser Wert liegt
mit ~ 6,6 pF/m sehr gut am theoretischem Wert von 7 pF/m.
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Soweit so gut aber der erste Sendeversuch scheiterte
total. Die Gegenstadion in etwa 30 km Entfernung konnte nicht das geringste
Signal aufnehmen. Grund genug den gesamten Aufbau nochmal genau zu betrachen
und zu vermessen. |
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Zuerst wurde die reale Ausgangsleistung gemessen. Eine Betriebsspannung
der Endstufe von 35 V ergibt einen Ausgangsstrom vom 1,6 A in 50 Ohm,
somit eine Ausgangsleistung 128 W. Auf 35 V bricht die Spannung des
Netzteils bei voller Last zusammen. Als Messgerät wurde thermoelektrisches
verwendet. Hier wird der Strom über die Erwärmung eines
vom zu messendem Strom durchflossenen Leiters gemessen. |
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Diese Erwärmung erzeugt
mittels eines Thermoelements eine Spannung die durch ein Messwerk
angezeigt wird. Der Vorteil dieses Prinzips ist eine weitgehende Unabhänigkeit
der Frequenz. Bei geeignetem Aufbau kann das Instrument von Gleichstrom
bis zu den oberen Kurzwellenbändern verwendet werden und auf
einfache Weise mit Gleichstrom kalibriert werden.
Für das rechte Bild wurde die Ladespule ohne Antenne angeschlossen.
Die Kapazität der Antenne wurde durch einen Hochspannungs-Vakuumkondensator
ersetzt. Zur Spannungsanzeige wurde eine kleine Leuchtstoffröhre
in der Nähe des Antennenanschluss montiert. Wird mit dem Variometer
auf Resonanz abgestimmt leuchtet die Röhre hell auf und der HF-Strom
geht zurück. Auffallend ist dass der Strom schon bei kleiner
Betriebsspannung deutlich höher ist als mit 50 Ohm Last. Daraus
kann auf eine sehr schlechte Anpassung gefolgert werden. |
Deshalb wurde die Primärwicklung von zwei auf vier
Windungen erhöht. Ein nächster Versuch mit der Antenne zeigte
dass sich mit dem Variometer nun sehr schön auf ein Stromminimum
abstimmen läßt. Allerdings blieb das nicht lange erhalten.
Schon nach einer kurzen Zeit von 15 Minuten war keine Abstimmung mehr
möglich, unabhängig von der Variometerstellung blieb der
Strom konstant. Der Versuch fand in einer kalten Nacht statt und sowohl
die Spule wie auch das Carbonrohr waren nach kurzer Zeit feucht und
mit einem Wasserfilm bedeckt. Als dann die Antenne durch den Vakuumkondensator
ersetzt wurde konnte wieder normal abgestimmt werden, offenbar bereitet
nicht die feuchte Spule sondern die Antenne, b.z.w. das feuchte Carbonrohr
das Problem. |
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Ein Sendeversuch fand am 12.12.2018 in Garching (JN58UG03) statt.
Der Partner war Helmut (DJ3NF,) in Dietersheim (JG58UG17), und somit
ca. 1,6 km entfernt. Die Endstufe hatte eine Betriebsspannung von
16V entsprehend circa 20 Watt Ausgangsleistung. Die Antenne war ein
etwa vertikalgespannter Draht von 10m Länge ohne Dachkapazität.
Verwendet man die Berechnungen von
>ON7YD< kommt man bei diesen Dimensionen auf einen Antennenwirkungsgrad
von 7x10-5 und die abgestrahlte Leistung beträgt gerademal
1,4 mW. Mit anderen Betriebsarten als CW kann man noch bis zu 20 dB
gewinnen aber letztendlich benötigt man deutlich höhere
Antennen um größere Entfernungen zu überbrücken.
Auch bei diesem Versuch zeigte sich wieder das der Antennendraht die
Carbonstange auf keinen Fall berühren darf, da sich sonst die
Antenne nicht auf Resonanz abstimmen läßt und auch die
Leuchtstofflampe am oberen Ende der Spule nicht mehr zündet.
Offenbar ist der Widerstand der Angerute im Hohfrequenzbereich doch
sehr klein. |
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