Spulen Beschleuniger (Coil Gun)
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Prinzip: Eine Möglichkeit zur Beschleunigung
ist die sogenannte Coilgun, bei der mittels Elektromagnete ferromagnetische
Projektile angezogen und somit beschleunigt werden. Dieses Prinzip ist einfach
zu realisieren und man erreicht damit immerhin Geschwindigtkeiten im Bereich
von bis zu 50 m/s.
Ein Nachteil sei nicht verschwiegen, die Beschleunigung hängt von den
magnetischen Eigenschaften des Projektils ab und so ist der maximale Energiezuwachs
pro Beschleunigungsstufe durch die magnetische Sättigung des Materials
begrenzt, andere Prinzipien, die auf Wirbelstömen oder der Lorenzkraft
z.B. die Railgun beruhen, sind dagegen beliebig skalierbar.
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Das einfache Prinzip ist auf
dem rechten Bild skizziert. Der nach dem Schliesen des Schalters fliessende
Strom erzeugt in der Spule ein Magnetfeld welches das Geschoss in
die Spule beschleunigt. Ist es ganz in die Spule eingetaucht wird
keine Kraft mehr auf das Geschoss ausgeübt, hingegen würde
es beim Verlassen der Spule wieder abgebremst. Wird aber der Strom
und somit das Feld im richtigen Moment abgeschaltet kann das Geschoss
mit der gewonnenen Geschwindigkeit ungehindert weiterfliegen. Am einfachsten
wird der erforderliche hohe Stromimpuls mit einer Kondensatorentladung
erzeugt und bei richtiger Bemessung der Kapazität und Induktivität
wird die passende Pulsdauer gewährleistet. Insgesamt ergibt sich
ein recht undurchschaubarer Zusammenhang zwischen den Parametern Geschosslänge,
Durchmesser, Gewicht, Spulenlänge, Startposition, Kondensatorkapazität,
Spuleninduktivität, Ladespannung und der Endgeschwindigkeit,
der sich leider meinen Rechenkünsten entzieht. So wurde die ganze
Sache empirisch angegangen. |
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Aufbau: Als Projektile
wurden Passstifte aus Stahl 1.1 g schwer und 4x12 mm groß, als
Lauf ein dünnwandiges Quarzrohr 7x1 mm gewählt. Ein einfache
Überlegung ergibt, daß es wenig Sinn hat die Spulenlänge
größer als die Geschosslänge zu machen, also wurde
ein flache Spule von 12mm Länge und etwa 20 mm Durchmesser mit
150 Wdg 0.63 mm CuL Draht auf einen auf das Rohr passenden Spulenkörper
gewickelt. Die Energie stammt aus einem 2000uF Kondensator der über
einen Thyristor auf die Spule geschaltet wird. Zuerst wurde die Abhänigkeit
der erreichbaren Geschwindigkeit von der Startposition ermittelt.
Die Messung ergibt ein flaches Maximum bei einem Abstand von 6 mm |
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Die nächste Messung betrifft
den Spulenstrom und die Geschwindigkeit in Abhänigkeit der Kondensator
Ladespannung. Während der Strom erwartungsgemäß mit
der Ladespannung linear ansteigt, setzt bei der Projektilgeschwindigkeit
ab einer Spannung von 200V und einem Strom von 250A eine Sättigung
ein. Ursache könnte die magnetische Sättigung des Stahlgeschosses
sein. |
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Eine Möglichkeit die Geschwindigkeit
trotzdem weiter zu steigern ist der Anbau einer weiteren Beschleunigungsstufe.
So wurde eine weitere Spule-Kondensator-Thyristorstufe, welche mittels einer
Lichtschranke getriggert wird die Geschwindigkeit von 15m/s auf 25m/s gesteigert.
Allerdings ist für eine effektive Nachbeschleunigung der Strompuls
mit 2 ms zu lang.Die Länge der Spule beträgt 12 mm welche das
Geschoss in ~ 1 ms durchfliegt sodaß nach Durchqueren der Spule noch
eine Bremswirkung durch den noch fliesenden Strom zu erwarten ist. Eine
weitere dritte Stufe steigerte die Geschwindigkeit auf 36m/s, also etwa
130 km/h, das Projektil erhält damit eine Energie von 1.4 Joule. |
Um die Pulsdauer der steigenden
Geschwindigkeit etwas anzupassen wurden die Speicherkapazitäten
der einzelnen Stufen verschieden ausgelegt, 3000 µF für
die erste, 860 µF für die zweite und 680 µF für
die dritte Stufe. Der Aufbau ist auf dem rechten Bild zu sehen, Vorn
das Beschleunigerrohr mit den Spulen und Lichtschranken, dahinter
die Kondensatoren und darunter die möglicherweise etwas über-
dimensionierten Scheibenthyristoren vom Typ ST230C12CO (1200V, 5700A
für 10ms). Angesteuert werden die Thyristoren über Triggertransformatoren
und Schaltverstärker. |
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Diese Transformatoren sorgen
für die nötige galvanische Trennung zwischen den mit dem
Netz verbundenen Thyristoren und der Triggerelektronik sorgen. Auf
Verzögerungs-glieder wurde verzichtet, stattdessen wird der richtige
Zeitpunkt des Beschleunigungspulse durch die Position der Lichtschranke
zur Spule eingestellt. |
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Geladen werden die Kondensatoren
direkt aus dem Netz über einen Strombegrenzungs- widerstand von
700 Ohm und Dioden in etwa 10 Sekunden auf etwa 300V. Eine Glimmlame
dient der Ladeanzeige. Die letzte Lichtschranke direkt an der Mündung
dient zur Geschwindigkeits- messung und Triggerung des Blitzes zur
photograhischen Aufnahme des Schusses. |
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Betrieb: |
Um die Wirkung der Projektile sehen zu können wurde
ein ultraschnelles Blitzgerät (Blitzdauer ~ 5 us) gebaut. Die
Kamera, Fujifilm Finepix S 5000, wird bei abgedunkeltem Raum
auf eine lange Verschlußzeit von etwa einer Sekunde gestellt
so wird die Belichtungszeit allein von der Blitzdauer bestimmt. Ausgelöst
wird der Blitz mit einer Lichtschranke und einer dieser nachgeschalteten
Verzögerungseinheit |
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Schuß durch eine Erdbeere
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Schuß auf eine Glasscheibe
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Schuß durch eine Glühbirne
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Der linke Zeitrafferfilm im
Makro Media Flash Format (ca. 40kByte) ist aus fünf Einzelaufnahmen
erzeugt und zeigt den Durchschuß einer Zuckerglasscheibe |
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