großer
Marxgenerator |
Die
Hochspannungsabteilung im Chamer Rundfunkmuseum ist ein wirklicher Publikumsmagnet.
Die großen Teslaspulen, einige mit Musik moduliert, die Drahtexplosionanlage
und andere Hochspannungsexperimente beeindrucken die Besucher sehr. Was noch
fehlt ist ein großer Marxgenerator für Blitzschlag-Demonstrationen.
Zwar gibt es schon ein >>kleines
Modell<<, das aber nur 200kV bei relativ niedriger Energie liefert. |
Das
wichtigste und meistens sehr teures Bauteil eines Marxgenerators sind die Kondensatoren,
die für hohe Spannungen und hohe Ströme ausgelegt sein müssen.
Für ausreichend Energie sollte die Kapazität auch nicht zu klein sein. Fündig
wurden wird man bei >>Shanghai
Pluspark Electronics<< . Die Ausführung mit 30kV und 200nF
ist ideal für unsere Zwecke. Erstaunlich ist der Preis, inclusive Lieferung
kosten 20 Stück ca. 2500€. Das erscheint viel, ist aber mit ca. 125€
pro Stück wesentlich billiger als bei anderen Anbietern von denen es aber
nicht viele gibt. Die Kondensatoren sind ausdrücklich für Impulsbetrieb
geeignet und haben eine sehr niedrige innere Induktivität von 18..25 nH und
einen maximalen Strom von 25kA. Ein 20-stufiger Marx hätte bei voller
Ladung eine Ausgangsspannung von 600 kV mit einer Energie von 1600Ws, genug für
einen ordentlichen Wumms. Für die Ladewiderstände wurden, die schon
bei anderen Pulsanwendungen bewährten, Drahtwiderstände in einer Keramikhülle
von Vitrom verwendet. Der Wert der Widerstände beträgt 10 kOhm bei einer
Leistung von 17W. Die Funkenstrecken wurden mit Stahlkugeln mit einem Durchmesser
von 2 cm realisiert. Sie sind mit Augenschrauben mit den Anschlüssen der
Kondensatoren verbunden. So kann der Abstand der Kugeln und damit die Ansprechspannung
in weiten Grenzen einfach verändert werden.
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Allein
die 20 Kondensatoren wiegen etwa 50 kg. Um den Aufbau beherrschbar zu gestalten
wurde der Marx in 4 Stufen aufgeteilt. Das bringt auch den Vorteil dass der Tests
nicht mit der vollen Spannung durchgeführt werden müssen, was im kleinen
Bastelkeller des Verfassers nicht möglich wäre.Für einenTest wird
immer das Grundmodul benötigt, es ist fest mit der stabilen Grundplatte aus
PVCl verbunden. Auf diese Grundplatte ist auch das Netzteil und weitere Bauteile
untergebracht. Weitere Module können dann aufgeschraubt werden. Der Aufbau
besteht aus Plexiglasscheiben die mit PVC-Rundmaterial verbunden sind. Die Kondensatoren
liegen auf zwei Stäben. Ein dritter Stab über dem Kondensator hat eine
nicht im Zentrum gelegene Gewindebohrung. Durch einfaches Drehen des Stabs wird
der Kondensator festgeklemmt und damit fixiert. | | |
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Das
Netzteil wurde sehr einfach aufgebaut. die Ausgangsspannung eines 115/12kV Trafos
wird verdoppelt um auf die maximal nötigen 30kV Ladespannung zu kommen. Der
Trafos wird mit einem Stelltrafo angesteuert der konstruktiv auf eine Ausgangsspannung
von 115V begrenzt ist. Die eingestellte Ladespannung wird mit einem 100µA
Messgerät mit entsprechenden Vorwiderständen (300 MOhm) angezeigt. Die
Verbindung des Netzteils mit der Marxsäule gechieht mittels eines Schalters
mit einem sehr großem Kontakabstandvon 15cm. So wird der Marx vor der Zündung
von der Umgebung getrennt. Die Betätigung des Ladeschalters wie auch der
Entlade- und Zündschalter erfolgt mittels Pneumatikzylinder. So erfolgt eine
konsequente Trennung von Marxsäule und Netz. Das links sichtbare Manometer
wurde später durch einen Druckschalter ersetzt. Der Schalter gibt das Geräterst
nach dem Aufbau des Betriebsdruckes frei. | | | |
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Phase
0: Gerät ohne Strom, Entladeschalter geschlossen, Ladeschalter geöffnet. | Phase
1: Gerät nach dem Einschalten, Entladeschalter geöffnet, Ladeschalter
geöffnet. | Phase 3: Laden,
Entladeschalter geöffnet, Ladeschalter geschlossen. | | | |
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Phase
4: Ladung beendet. Entladeschalter geöffnet, Ladeschalter geöffnet. | Phase
5: Zündschalter (Pfeil) im Hintergrund wird betätigt. | Phase
6: wie Phase 1 Gerät nach dem Ausschalten. Entladeschalter geschlossen | | | |
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Das
Steuergerät ist sehr infach aufgebaut. Links der Hauptschalter, darüber
ein Schlüsselschalter der unbefugtes Einschalten verhindern soll. In der
Mitte unten der Ladeschalter, darüber der Zündschalter. Rechts ein Regeltrafo
zum Einstellen der Ladespannung, darüber das Messgerät welches die Ladespannung
und die Ausgangsspannung mit vier Modulen anzeigt. | | |
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| Der
fertige Marxgenerator vor dem Transport nach Cham. Für einen einfacheren
Transport wurde nur die erste und die letzte Stufe montiert da ein Teil der Strecke
mit einem Fiat Panda mit begrenztem Laderaum rzurück gelegt wurde. Auf
das Netzteil wurde noch eine rotierende Warnlampe angebracht. Die Warnlampe wird
aktiviert wenn vom Kompressor ausreichender Druck aufgebaut wurde um den Entladeschalter
zu öffnen. Nur in diesem Zustand kann, könnte nenneswerte Ladungen in
den Kondensatoren gespeichert sein. Auf dem Bild nicht sichtbar ist ein kleines
Instrument (100µA) das die Ladespannung des obersten Kondensator anzeigt.
So kann eine Unterbrechung der Ladewiderstandskette einfach festgestellt werden.
Diese Vorrichtung erwies sich bei der Inbetriebnahme des Marxgenerators als sehr
nützlich. Bei den ersten Versuchen mit drei aufgebauten Stufen in Cham
kam es nach wenigen Zündungen zu den befürchteten Unterbrechungen der
20, b.z.w. 33 kOhm Ladewiderstände. Die Ursache war ein mit 20kOhm viel
zu kleiner Entladewiderstand. Im Falle einer Nichtzündung des Marx und anschliesender
Entladung beim Ausschalten war der Strom durch die Ladewiderstände viel zu
hoch, einige brannten durch. Deshalb wurde der Entladewiderstand auf 2 Megohm
stark erhöht und alle Ladewiderstände auf 2x47kOhm vergrößert. Auch
im Netzteil gab es Proleme mit Überschlägen die aber durch eine etwas
abgeänderte Konstruktion beseitigt werden konnten. Auch Der Ladeschalter
arbeitete wegen Prellen der Kontaktkugeln nicht zuverlässig, das konnte durch
gefederte Kontakte behoben werden. Weiterhin wurde festgestellt dass der Spannungsunterschied
zwischen getriggerter Zündung und Selbstzündung sehr klein ist. Z.B.
bei einem Abstand der Funkenstrecke von 8mm bedarf es für eine sichere getriggerte
Zündung etwas über 24 kV Ladespannung. Schon bei 25 kV Ladespannung
tritt schon oft eine Selbstzündung ein. Die Ursache hierfür ist noch
nicht bekannt. |
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Der Marxgenerator in der
Hochspannungs-Abteilung des Rundfunk Museums in Cham. Wegen der zu niedrigen Decke
wurden vorerst nur drei der vier Module aufgebaut. Deswegen beträgt die maximale
Ausgangspannung 450kV. Das Bild in der Mitte zeigt einen Überschlag über
circa 50cm, rechts die blitzartige Verdampfung eines dünnen Eisendrahtes.
Die Überschläge sind sehr laut, ein Ohrenschutz ist angeraten. |
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