Schienen Beschleuniger (Rail Gun)
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ein fast sagenumwobener Massenbeschleuniger
ist die Schienkanone, besser bekannt als Railgun. Schon 1917 wurde von Fauchon-Villeplee
ein funktionierendes Modell gebaut.Und während des zweiten Weltkrieges
(Lusar, Rudolf "Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des 2 Weltkriegs")
wurden entsprechende Versuche angestellt. Später wurden vielfach Geräte
dieser Art, vor allem für Forschungszwecke aufgebaut. Auch zahlreiche
Bastler versuchten und versuchen sich, mit mehr oder weniger großem
Erfolg, an diesen interessanten Experiment.Allerdings ist die Realisierung
deutlich schwieriger und aufwendiger, als z.B. einer einfachen >>Coilgun<<
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Prinzip:
das Prinzip der Railgun ist sehr einfach. Ein beweglicher Kurzschluß
zwischen zwei stromdurchflossenen Schienen wird durch die Kraftwirkung
des entstehenden magnetischen Feldes beschleunigt und dient als Projektil
oder Projektilträger.Die Formeln zeigen, die bei einem bestimmten
Strom entstehende Kraft, und die mit dieser Kraft, einer bestimmten
Schienenlänge und einer Projektilmasse zu erreichende Mündungsgeschwindigkeit.
Nicht berücksichtigt sind Einflüsse wie Reibung, Luftwiderstand
u.s.w.
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Ein Rechenbeispiel
mit den rechten Parametern ergibt nach Umstellung der Formeln folgende
Werte. Die notwendige Kraft beträgt 500 N und der dazu erforderliche
Strom 34 kA !. Man sieht, so einfach das Prinzip ist, so schwierig
ist die tech-nische Umsetzung. Um hohe Beschleunigungen, und somit
hohe Geschwindigkeiten, zu erzielen müssen sehr hohe |
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Masse m = 1g |
Schienenlänge s = 1m |
Geschwindigkeit v = 1000 m/s |
Schienenabstand w = 1cm |
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Schienendurchmesser d = 1cm |
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Strom J = 34 kA |
Kraft F = 500 N |
Zeit t = 2 ms |
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Ströme im Kreis und somit auch durch
den Gleitkontakt fliesen. Dies führt zu starken Kontaktabbrand an den
Übergangswiderständen zwischen Schienen und Gleitstück. Gleichzeitigt
sollte aber der Kontaktdruck nicht zu groß sein um die Reibung des
Gleitstückes klein zu halten.
Eine Möglichkeit die Ströme über den Gleitkontakt klein zu
halten und trotzdem eine große Beschleunigung zu erzielen bietet sich
das Prinzip der "augmented Railgun" zu deutsch etwas unglücklich
vermehrte/unterstütze Schienenkanone. Dabei wird das magnetische Feld
durch zusätzliche Spulen oder Permanentmagnete erhöht ohne daß
der Strom durch den Gleitkontakt erhöht werden muß. Für
die Verwirklichung der spulenunterstützten Railgun bieten sich zwei
Schaltungsmöglichkeiten, seriel und parallel, an. Bei der seriellen
Schaltung wird die Spule (Stromschiene->Gleitstück->Stromschiene)
um ein oder mehrere Wicklungen ergänzt, bei der parallelen werden Spule(n)
parallel zur den Schienen geschaltet. Eine Abart der Parallelschaltung ist
die "autoaugmented" Railgun, dabei wird die Mündung der Schienen
mit einem Shuntwiderstand verbunden sodaß nur einTeil des Stromes
über den Gleitkontakt fliesst. Das erfordert natürlich eine genaue
Abstimmung zwischen Shuntwiderstand und Kontaktwiderstand des Gleitstückes |
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Aufbau: |
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Kondensatorbank: Für den Bastler kommt als
Stromquelle wohl nur eine Kondensatorbank in Frage. Andere Quellen
wie Homo-polargeneratoren, Compulsatoren oder Sprengstoff betriebene
Generatoren (Flußkompressoren) scheiden sicher aus. Wie aus
dem obigen Rechenbeispiel zu ersehen ist muß der Strom auch
über eine verhältnissmaßig lange Zeit (2 ms) fließen.
Günstig wäre da eine hochkapazitive Bank mit mittlerer Spannung.
Für die Versuche stand eine Bank bestehend aus 10 Einzelkondensatoren
zu je 6800uF/350V zur Verfügung. Laut Datenblatt (Epcos) haben
diese Kondensatoren eine Impedanz von 25mOhm und eine Eigen-induktivität
von 25nH. Die Energie bei 350V Ladespannung beträgt 4 kJ. Geladene
Kondensatoren dieser Kapazität sind nicht ganz ungefährlich
nicht nur die Gefahr eines elektrischen Schlages, sondern auch die
rein mechanische Wirkung der Entladung deren Wirkung immerhin der
von etwa 1g TNT entspricht, kann verheerend sein |
Schalter: ein
Problem stellt der notwendige Hochstromschalter dar. Versuche
den Kurzschlußschieber selbst als Schalter zu verwenden
scheiternden auf Grund der starken Funkenbildung. Eine Funkenstrecke
ist bei Spannungen um 400V auch nicht gut zu gebrauchen. Die
beste Lösung wären Thyristoren oder IGBT ' s, die
aber in ausreichender Leistung nicht zur Verfügung standen.
Relativ einfach selbst zu bauen und für höchste Ströme
geeignet ist der |
dielektrische
Schalter, besser unter seiner englischen Bezeichnung 'dieelectric
switch' bekannt. Zwei Elektroden sind nur durch eine dünne
Isolierschicht getrennt. Zur Auslösung des Schaltvorganges
wird diese Isolierschicht zerstört und somit der Schalter
geschlossen. Die lange Wiederholzeit des Schalters, die Isolierschicht
muß immer wieder erneuert werden, spielt in diesem Fall
keine Rolle, die Railgun soll ja nicht als Repetiergewehr verwendet
werden. Aufgebaut wurde der Schalter aus zwei massiven Wolframelektroden
(aus einer alten Blitzlampe), dazwischen befindet sich ein dünner
Draht, der mit Tesafilm isoliert ist. Wird der Draht nun durch
eine Kondensatorentladung zur Explosion gebracht schliest die
entstehende Plasmawolke den Schalter. Der Auslöseschalter
kann ein einfacher Thyristor sein, da nur relativ kleine Ströme
( einige Hundert Ampere) zur Verdampfung des Drahtes notwendig
sind |
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Railgun: die
Railgun wurde als seriell unterstützte Ausführung
gebaut, in der Hoffnung das die höhere Impdanz die etwas
niedrige Kapazität der Kondensatorbank von 68mF ausgleicht.
Der 50 cm lange Beschleuniger ist aus Kupferschienen und Plexiglas
aufgebaut.
Das Projektil ist wie üblich aus einem geschlitztem
Messingquader gefeilt und passt streng zwischen die Schienen.
Die ursprünliche Idee ein Graphitprojektil zu verwenden
mußte verworfen werden, da die Schienen nicht genau genug
parallel justiert werden konnten und Graphit leider keine Federeigenschaften
aufweist. |
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Die ersten Testschüsse: |
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Der erste Testschuss war ziemlich
enttäuschend. Das Projektil bewegte sich nur etwa 2 mm
zwischen den Schienen, dafür flogen Bruchstücke des
Schalters ziemlich schnell und weit. Der Schalter muß
also neu konstruiert werden, der Isolator (PVC) darf nicht auf
Zug sondern muß einer Drucklast ausgesetzt werden. Weiter
zeigte sich ein Durchschlag zwischen einer der äußeren
Hilfs-schienen und einer Hauptschiene. Auch die verwendeten
Kupferlitzenbänder sind zu schwach und werden durch das
Magnetfeld stark deformiert.
Ignitron: Für die weiteren Versuche wird nun als
Schalter ein Ignitron verwendet. Ein Ignitron ist eine Schaltröhre,
ähnlich einem Thyratron, nur das die Kathode des Ignitron
nicht geheizt ist sondern aus einem Quecksilberpool besteht
der sehr hohe Emissionsströme liefern kann. Ein in das
Quecksilber eintauchender Halbleiterzündstift zündet
einen lokalen Lichtbogen, der sehr schnell (Mikrosekunden) auf
die Hauptanode übergreift. Der verwendete Typ >
GL-7171 < ist für unsere Zwecke gut geeignet. |
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Auch ein anderes Projektil wurde verwendet,
von den >
Profis < abgeschaut, wird nun ein Plexiglasprojektil mit
eingepressten Bürsten aus feindrähtiger Kupferlitze verwendet.
Diese Bürsten gleichen Unebenheiten und Abweichungen der Schienen
federnd aus, so wird es möglich die Railgun mit voller Energie
ohne sichtbare Funken- und Bogenentladung und der damit verbundenen
starken Erossion der Schienen, abzufeuern. Das Bild zeigt das Geschoß
nach dem Abschuß! |
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Der Erfolg des neuen Projektils sind auf den obigen
Bildern deutlich zu sehen. Während auf dem linken Bild Flammen
aus den Schienen schlagen, verbunden mit einem ohrenbetäubendem
Knall, ist auf dem rechten Bild mit dem neuen Projektil nichts zu
sehen. Wahrscheinlich wird das Projektil im linken Bild durch die
entstehende Plasmaarmatur angetrieben, die weitaus größere
Stichflame an der Mündung, als am hinteren Ende, ist ein Indiz
dafür. Die Stichflame nach oben kommt durch einen Riss in der
oberen Plexiglasabdeckung. Die Energie und die Geschossgeschwindigkeit
(ca. 100m/s) sind in beiden Fällen gleich. Der Funkenflug an
der Anode des Ignitrons stammt von einem schlechtem Schraubkontakt |
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Neuer Aufbau: |
Nach den erfolgreichen Vorversuchen
wurde eine neue Railgun mit einer etwas geänderten Konstruktion
auf gebaut. Ein einfaches Wechseln der inneren Schienen wird durch
die Verwendung von Presskontakten erlaubt. Auch wurde eine neue Kondensatorbank
aufgebaut, bestehend aus 30 x 5700F Elkos, die bei einer maximalen
Ladespannung von 370V eine Energie von 12kJ speichert. Kondensatorbank,
Ignitron, Lade- und Triggerschaltung wurden zusammen mit der Railgun
zu einer kompakten Einheit verbaut. |
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Blick auf das Gerät von der rechten Seite. Auffällig
ist der große Netztrafo rechts und links daneben das Ignitron.
Alle Verbindungen im Entladungskreis müßen sorgfältig
ausgeführt werden, da die elektro-magtischen Zugkräfte
sehr große Werte erreichen können. Wo möglich sollte
man Lötverbindungen zusätzlich verschrauben oder gleich
hartlöten. Vorallem am Anodenanschluß des Ignitrons muß
der mechanische Streß abgefangen werden um eine Beschädigung
der Glasdurchführung zu verhindern.
Bei höheren Ladespannungen, und den daraus resultierenden Ströme
läßt sich trotz Bürstenkontakt ein Übergang
in eine Bogenentladung nicht immer vermeiden, sodaß das Projektil
von einem helleuchtenden Plasmastrahl begleitet wird.
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Dieses Bild zeigt
einige interessante Details. Zur Auslösung des Blitzes wurde
ein Alufoliestreifen verwendet, dessen Durchtrennung zur Triggerung
des Blitzes führt. Es scheint, daß der Alustreifen schon
zerstört ist bevor er vom Projektil erreicht wird. Grund ist
wohl der Gasstrahl, der offenbar das Projektil überholt. Desweiteren
ist ein zweiter Blitz zu sehen, der wahrscheinlich von dem durch den
heißen Gasstrahl enzündeten Alustreifens herrührt.
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Die Schallmauer ist geknackt !!!
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Das rechte Bild
zeigt das Geschoß im Flug. Mit einer Ladespannung von 350V und
guten Bürsten, das heißt kein Übergang zu Bogenentladung,
fliegt Projektil während der Messzeit von 300 us ca. 10 cm weit.
Die Geschwindigkeit beträgt somit 333 m/s. Bei diesem Tempo ist
die Blitzdauer schon etwas zu lang, und eine Bewegungsunschärfe
ist sichtbar. Getriggert wurde der Blitz von einem Draht der durch
das Geschoß durchtrennt wird. |
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